Die Grenze zwischen einerseits Therapie und andererseits Optimierung und Enhancement in der Medizin ist fließend. Das zwar vielleicht immer so, bereits in ihren Anfängen. Aber die rasant wachsenden biotechnologischen Möglichkeiten machen aus dieser Unterscheidung und den ethischen Fragen, die sich im Anschluss daran unweigerlich stellen, ein Thema, das nach grundlegenden philosophischen Reflexionen verlangt.

Eben darum soll es im Seminar gehen: (1.) um substanzielle philosophische Überlegungen über die Frage, welche Rolle (Selbst-)Optimierung und Enhancement im menschlichen Leben spielt, (2.) um die Frage, wie diese Phänomene aus ethischer Sicht zu bewerten sind und (3.) darum, welche Auswirkungen diese Wertungen auf den medizinischen Bereich haben.

Wer solchen Fragen als Philosoph nachgeht, kann nicht umhin, sich mit tiefgründigen ethisch-anthropologischen Fragen auseinanderzusetzen. Der Philosoph Konrad Paul Liesmann kam z. B. vor einigen Jahren am Ende eines Vortrages zu dem Schluß: „Wer heute nach dem Menschen fragt, fragt immer auch danach, ob wir überhaupt noch Menschen sein wollen. Sein Glück, so ließe sich pointiert formulieren, findet der rezente Mensch nur in den Bildern seines Nichtmenschseins. Das Bild, das der moderne Mensch von sich zeichnet, ist also immer schon durchgestrichen. Die zeitgenössische Antwort auf die Frage ‚Was ist der Mensch?‘ lautet: ‚Das, was nicht sein soll.‘ – Vielleicht ist es an der Zeit, den Menschen, dieses fragile und fragliche Wesen, das nach älteren Lesarten immer zwischen Freiheit und Notwendigkeit, zwischen Geist und Körper, zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit, zwischen Natur und Kultur schwanken muss, zumindest gegenüber den Gebildeten unter seinen Verächtern zu verteidigen.“

Hat er damit Recht?